• Das Nierenbuch

    Der Ratgeber für Nierenkranke von Prof. Mann


Entzündungshemmende Mittel und
Mittel gegen die Abstoßung von Nierentransplantaten:


Viele Nierenkrankheiten werden durch Entzündungen ausgelöst, deren Ursachen wir noch nicht vollständig verstehen, die aber nichts mit Bakterien oder Viren zu tun haben.

Manche dieser Krankheiten können wir mit entzündungshemmenden Medikamenten behandeln, aber nicht mit Antibiotika. Diese entzündungshemmenden Mittel werden auch zur Verhinderung der Abstoßung von verpflanzten Nieren (Transplantaten) eingesetzt. Zu den wirksamen Mitteln zählen vor allem Cortison (z.B. Urbason®, Decortin®, Volon®), Azathioprin (z.B. Imurek®), Cyclophosphamid (z.B. Endoxan®), Chlorambucil (z.B. Leukeran®), Cyclosporin A (z.B. Sandimmun®), Mycophenolat (z.B. Cellcept®) und Tacrolimus (z.B. Prograf®).

Cortison ist auch den Nichtmedizinern gut bekannt und auch Sie haben wahrscheinlich schon davon gehört oder kennen jemand, der damit behandelt wird.
Leider gibt es viele falsche Vorstellungen über Cortison, manchmal eine richtige Angst vor diesem Medikament. Tatsache ist, dass Cortison sehr wirksam Entzündungen bekämpfen und Abstoßungen verhindern kann. Die Nebenwirkungen sind zwar zahlreich, kommen aber eher bei hohen Dosen vor und können meist gut unter Kontrolle gebracht werden.
Auf jeden Fall wird jeder Arzt auch und gerade vor dem Einsatz von Cortison abwägen, ob der vorhersehbare Nutzen der Behandlung die möglichen Nebenwirkungen überwiegt.

Welche Nebenwirkungen können nun auftauchen?
Es zählen dazu Gewichtszunahme, hoher Blutdruck, Blutzuckererhöhung, vermehrte Infektanfälligkeit, dünne und leicht verletzliche Haut, Haarausfall, grauer Star, psychische Veränderungen, Magengeschwüre, Osteoporose u.a. Diese Liste ist lang und beunruhigend, aber – wie eben gesagt – treten diese Nebenwirkungen häufig nur bei höheren Dosen auf.

Deswegen achten die Ärzte darauf, Cortison in möglich geringen Dosen und für kurze Zeit zu geben. Es gibt aber durchaus Patienten, z.B. viele Nierentransplantierte, die Cortison lebenslang benötigen.

So eine Dauertherapie erfordert natürlich Disziplin vom Patienten und von seinem Arzt. Nach den, erfreulicherweise seltenen, Nebenwirkungen sollte regelmäßig durch Untersuchung und Laborkontrollen gefahndet werden. Sie als Patient können ein Übriges dazu tun indem Sie Infekte vermeiden oder frühzeitig behandeln lassen und ein Normalgewicht halten oder erreichen.

Die übrigen Medikamente, die ich hier als Immunsuppressiva zusammenfassen will, können durch eine Abschwächung der körpereigenen Abwehrkräfte hochwirksam Entzündungen und Abstoßungen von Transplantaten verhindern .

Die Einnahme und ärztliche Kontrolle einer solchen Therapie muss noch viel genauer ablaufen als nur mit Cortison. Besonderes Augenmerk wird man darauf legen, dass Infektionen vermieden oder frühzeitig erkannt werden. Neben der erhöhten Infektanfälligkeit können fast alle Immunsuppressiva die Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) verändern, Bauchschmerzen verursachen, die Leberwerte erhöhen etc. Manche Immunsuppressiva lösen gelegentlich Durchfall aus, andere vermindertes oder vermehrtes Haarwachstum oder Zahnfleischwucherungen. Ihr Arzt wird Ihnen die Vor- und Nachteile der Medikamente besprechen.

Natürlich versuchen wir Ärzte Sie als Patient mit möglichst verträglichen Arzneimitteln zu behandeln. Um so mehr erschrecken Patienten, wenn sie die lange Liste der Nebenwirkungen lesen.

Drei Überlegungen sind hier wichtig:

In der Patienteninformation, die in jeder Medikamentenschachtel liegt, müssen auch extrem seltene Nebenwirkungen aufgelistet sein.

Kein wirksames Medikament kommt ohne Nebenwirkungen aus.

Bei guter Zusammenarbeit zwischen Patient und Arzt lassen sich die meisten Nebenwirkungen vermeiden oder zumindest rechtzeitig erkennen.

Schließlich sollten Sie bedenken, dass Tausende mit den gleichen Medikamenten behandelt werden, zumindest ohne dass schwere Nebenwirkungen auftreten. Dazu können Sie beitragen durch Vermeiden von Infekten, guter Körperpflege inklusive Zahnpflege nach jedem Essen und regelmäßige ärztliche Kontrollen.

Es versteht sich von selbst, dass Sie nach einer Nierentransplantation so lange wie das Transplantat funktioniert Immunsuppressiva einnehmen müssen. Leider versuchen immer wieder Patienten, vor allem Jugendliche, die Mittel wegzulassen.

Das geht auch meist ein paar Tage, selten auch Wochen, gut. Dann aber entwickelt sich praktisch immer eine Organabstoßung, die wir nur schwer in den Griff bekommen können.

Weitere Informationen finden Sie auf unseren Seiten „Das Leben nach der Nierentransplantation“ .

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