• Das Nierenbuch

    Der Ratgeber für Nierenkranke von Prof. Mann

Funktion der Nieren


Welche Funktionen haben die Nieren?

Die Niere ist nicht nur Entgiftungsorgan. sondern sie regelt auch die „Pegelstände“ des Körpers für Salze, für Wasser und die Höhe des Blutdrucks. Außerdem produziert die Niere Hormone.

Funktionen der Niere

Mit der Harnproduktion wird der Körper entgiftet und das Gleichgewicht des Körperwassers und der -salze aufrecht erhalten. Die Harnproduktion zerfällt in die 2 Hauptprozesse: Filtration des Harns und seine Weiterverarbeitung.

Zuerst wird Harn in den Nierenkörperchen durch Filtration gebildet, sozusagen aus dem Blut abgepresst. Dies gelingt, weil die winzigen Blutgefäße der Nierenkörperchen wasserdurchlässige Poren haben, im Gegensatz zu praktisch allen anderen Gefäßen. Durch diese Poren werden mit dem Wasser alle Giftstoffe des Körpers, die natürlicherweise im Stoffwechsel entstehen, abgefiltert.
Bei einer Stoffwindel ist es ähnlich: Wasser und kleinere Substanzen gehen durch, größere Dinge nicht!

Die Poren sind so groß, dass sie alle Giftstoffe durchlassen, aber nicht Eiweiße, Vitamine oder gar Blutzellen, die größer sind. Die Grenze der Porendurchlässigkeit liegt bei einem Molekulargewicht von 5-10.000.
Findet sich aber doch Eiweiß im Urin, dann ist das ein untrügliches Zeichen, dass die Niere krank ist.

Nach der Filtration wird der Harn weiterverarbeitet. Der Harn fließt also nicht direkt nach dem Filter in die Blase. Ganz im Gegenteil! In den Harnkanälchen wird der Harn so konzentriert, dass nur etwa 1% des filtrierten Wassers und vieler Salze in der Blase erscheinen.

Das bedeutet, dass etwa 99 % des ursprünglich filtrierten Wassers (150 L pro Tag!) zurückgewonnen wird, zusammen mit weiteren wichtigen löslichen Blutbestandteilen wie Zucker und Salze. Die harnpflichtigen, d.h. die zu entgiftenden Substanzen verbleiben im Harn.
Zu den bisher bekannten harnpflichtigen Giftstoffen gehören z.B. Harnstoff, Kreatinin und Harnsäure. Die Harnkonzentrierung und damit die Rückgewinnung von Wasser, Salzen u.a. verbraucht viel Energie.
Wenn die Niere nicht mehr voll leistungsfähig ist, also bei Krankheiten mit Niereninsuffizienz, dann funktioniert auch die Harnkonzentrierung nicht mehr vollständig. Solche Patienten produzieren mehr Urin als normalerweise und müssen daher häufiger z.B. auch nachts, die Blase entleeren.

Für uns alle ist es eine Selbstverständlichkeit, dass sich der Wasser- und Salzgehalt unseres Körpers von Tag zu Tag kaum ändert.

Wir können an einem Tag 5 Liter – hoffentlich alkoholfreies – Bier trinken und am nächsten Tag nur ½ Liter: Weder schwellen wir an dem einen Tag um mehrere Kilogramm an noch trocknen wir an dem anderen Tag aus. Gesteuert durch Hormone und durch das autonome Nervensystem hält die Niere den Wasserpegel des Körpers praktisch immer auf dem gleichen Niveau und gleicht die Urinproduktion der Trinkmenge an. Nur bei Flüssigkeitsmengen über etwa 15 – 20 Liter pro Tag oder unter ½ Liter gerät der Wasserstand aus dem Lot.

Auch der Salzgehalt des Körpers wird durch Niere von Tag zu Tag auf dem gleichen Niveau gehalten. Wir können so die unterschiedlichsten Nahrungen oder Diäten verspeisen, die Niere regelt den Rest.

Wie schafft es die Niere uns vor einer Überwässerung bzw. Austrocknung und einem Zuviel oder Zuwenig an wichtigen Salzen zu bewahren?

Erstens wird über Hormone und Einflüsse des autonomen Nervensystems die Menge an Wasser verändert, die von der filtrierten Menge, immerhin 150 L pro Tag zurückgewonnen (rückresorbiert) wird.
Zweitens kann die Filtration selbst den Erfordernissen angepasst werden. Hier wird z.B. bei sehr wenig Wasserzufuhr die Durchblutung der Niere vermindert und damit der Fluss durch die Glomeruli also die Filterorgane .

Viele Leser werden sich wundern, dass die Niere auch den Blutdruck regelt. Tatsächlich ist dies der Fall. Zwar hat die Niere nichts mit kurzfristigen Schwankungen des Blutdrucks zu tun, aber mit dem langfristigen, generellen Niveau des Blutdrucks.

Insbesondere der zu hohe Blutdruck ist sehr häufig bedingt durch die Niere. Der beste Beweis dafür sind die Ergebnisse der Nierenverpflanzung (Transplantation) bei Mensch und Versuchstier. Vereinfacht kann man sagen: Der Blutdruck folgt der Niere. Erhält also ein Versuchstier mit normalem Blutdruck die Niere eines Tieres mit hohem Blutdruck, dann geht der Blutdruck hoch und umgekehrt. Bei Nierenkranken, die eine Niere eines Verstorbenen transplantiert bekamen wurde Ähnliches beobachtet. Stammt die Leichenniere von einer Person mit normalem Blutdruck, dann ist auch die Chance sehr groß, dass der Empfänger nach der Transplantation einen normalen Blutdruck hat.

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