• Das Nierenbuch

    Der Ratgeber für Nierenkranke von Prof. Mann

Medikamente nach der Transplantation


Wie bereits auf den anderen Seiten beschrieben, kann nur durch immunsuppressive Medikamente eine Abstoßung verhindert und damit die transplantierte Niere erhalten werden.

Die Handelnamen häufig verwendeter Medikamente sind Sandimmun, Cicloral, Prograf, Imurek, Rapamune, Cellcept und andere. Dazu kommen die Cortison-Abkömmlinge, die unter sehr vielen verschiedenen Namen verkauft werden.

Regelmäßige Einnahme:

Bei obigen Medikamenten ist es enorm wichtig, dass sie zuverlässig und regelmäßig eingenommen werden.
Schon wenige nicht eingenommene Tabletten können zu einem Verlust der transplantierten Niere und zu einer lebensgefährlichen Abstoßungsreaktion führen!

Medikamente wie Prograf, Sandimmun oder Cellcept, die zweimal täglich eingenommen werden müssen, sollten möglichst exakt im Abstand von 12 Stunden eingenommen werden. Wenn Sie also die erste Tablette morgens um 8Uhr einnehmen, sollte die abendliche Einnahme möglichst genau um 20Uhr stattfinden.

Was tun, wenn Sie eine Tabletteneinnahme vergessen haben?

Wenn Sie bemerken, dass Sie die Einnahme eines solchen immunsuppressiven Medikaments vergessen haben, und der geplante Einnahmezeitpunkt noch nicht mehr als drei oder vier Stunden her ist, sollten Sie die Einnahme nachholen.

Wenn mehr Zeit verstrichen ist, sollte erst die nächste Einnahme wieder zur gewohnten Zeit erfolgen.
Sie sollten sich aber zudem unbedingt baldmöglichst an Ihren betreuenden Nephrologen oder Ihr betreuendes Transplantationszentrum wenden, damit die Nierenfunktion kontrolliert werden kann.

Ein völliges Absetzen der immunsuppressiven Medikamente ist auch Jahrzehnte nach Transplantation nicht möglich!
Der Körper vergisst nie, dass die transplantierte Niere nicht wirklich körpereignes Gewebe ist. Auch wenn die Nierenfunktion seit Jahrzehnten stabil ist, müssen weiter immunsuppressive Medikamente eingenommen werden.
Sie sollten sich daher auch stets darum kümmern, dass diese Medikamente nie ausgehen und sich rechtzeitig neue Rezepte besorgen. Im schlimmsten Fall kann jede Apotheke auch im Transplantationszentrum anrufen, wenn Ihr Nephrologe nicht erreichbar ist, und Sie sonst Ihre Medikamente nicht erhalten können.

Auch wenn Sie z.B. aus irgend einem Grund ins Krankenhaus müssen, sollten Sie auf jeden Fall ihre Immunsuppressiva mitnehmen, da nicht jede Station und jedes Krankenhaus Ihre speziellen Medikamente zur Verfügung hat. Und nicht jeder Arzt weiß, wie wichtig die regelmäßige Einnahme der Medikamente ist.

Wenn solche Medikamente von einem anderen Arzt als Ihrem Nephrologen oder ihrem
Transplantationszentrum (oder ohne Rücksprache mit diesen) abgesetzt werden, sollten Sie lieber genau nachfragen.

Im Zweifelsfalle sollten Sie unbedingt wenigstens telefonisch mit Ihrem Nephrologen
sprechen. In fast allen Transplantationszentren gibt es eine Möglichkeit, 24 Stunden rund um die Uhr einen in der Transplantation erfahrenen Arzt zu erreichen.

Nebenwirkungen:

Aus den gerade erwähnten Gründen sollten Sie auch, wenn Sie das Gefühl haben, dass diese Medikamente bei Ihnen Nebenwirkungen verursachen, diese keinesfalls eigenmächtig absetzen oder in der Dosis verändern. Fragen Sie Ihren Nephrologen oder Ihr Transplantationszentrum!
In den fast allen Fällen kann man auf andere Medikamente umsetzen oder Nebenwirkungen
entsprechend behandeln.

Wechselwirkungen:

Die Wirkung der Immunsuppressiva kann durch fast alle anderen Medikamente und zum Teil sogar durch bestimmte Ernährungsgewohnheiten sowohl verstärkt als auch abgeschwächt werden.
Um also eine richtig angepasste Wirkung der immunsuppressiven Medikamente sicherzustellen, ist es enorm wichtig, dass bei Verordnung anderer Medikamente diese Wechselwirkungen genau beachtet werden.
Das bedeutet, dass eine Vielzahl gebräuchlicher Medikamente gar nicht verordnet werden dürfen oder in ihrer Dosierung angepasst werden müssen. Zum Teil ist es auch nötig, die Dosis des immunsuppressiven Medikaments zu erhöhen oder zu vermindern.

Wenn Ihnen also ein anderer Arzt als Ihr Nephrologe oder Ihr Transplantationszentrum ein neues Medikament verordnet oder die Dosierung eines Medikaments ändert, sollte Sie ihn unbedingt auf Ihre Immunsuppressiva hinweisen und ihn fragen, ob sich diese Änderung oder das Medikament mit der Immunsuppression verträgt.
Im Zweifelsfall gilt auch hier, dass Sie unbedingt wenigstens telefonisch mit Ihrem Nephrologen sprechen sollten. In fast allen Transplantationszentren gibt es eine Möglichkeit, 24 Stunden rund um die Uhr einen in der Transplantation erfahrenen Arzt zu erreichen.

Ein weiteres Problem ist, dass sich auch rezeptfreie Medikamente, Spurenelemente, Kräuterzubereitungen, Vitaminpräparate und andere frei in der Apotheke erhältlich Mittel gravierend auf die Immunsuppression oder die Nierenfunktion auswirken können.

Wichtige Beispiele sind Schmerzmittel wie Aspirin, das von Orthopäden häufig verordnete Diclofenac oder Voltaren, Hustenmittel und Medikamente gegen Allergien. Ganz besonders wichtig ist es zu wissen, dass Medikamente mit Johanniskraut die Wirkung von Immunsuppressiva stark beeinträchtigen können.
Auch der vermehrte Genuss von Grapefruitsaft kann im schlimmsten Fall zu einer schweren
Abstoßungsreaktion führen.

Sprechen Sie also wirklich vor jeder neuen Einnahme eines Medikaments mit Ihrem Nephrologen oder Transplantationszentrum.

Als Merkhilfe für Sie und Ihren Nephrologen/Ihr Transplantationszentrum sollten Sie ein
Patiententagebuch führen, in das Sie unter der Rubrik „Sonstiges“ auch alle Medikamentenänderungen eintragen sollten.
Damit können Wirkungen und Nebenwirkungen, die bei jedem Patienten unterschiedlich ausfallen, besser erkannt und nachvollzogen werden.

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