• Das Nierenbuch

    Der Ratgeber für Nierenkranke von Prof. Mann


Allgemeine Hinweise für eine eiweißarme Ernährung bei Nierenerkrankungen ohne Dialysebehandlung:


Achtung: unbedingt wichtig ist, dass eine eiweißarme Kost nur in Abstimmung mit und unter Kontrolle des behandelnden Arztes erfolgt. Eine unkontrollierte Eiweißbeschränkung in der Kost kann zu einer Mangelernährung führen, die erheblichen Schaden verursachen kann.

  • Eine chronische Nierenerkrankung führt zu Störungen im Eiweißstoffwechsel sowie im Salz- und Wasserhaushalt. Diese Störungen können bei geeigneten Patienten mit der eiweißarmen Diät behandelt werden können. Dies bedeutet eine Einschränkung der Eiweißzufuhr.
    Wasser- und Salzzufuhr müssen individuell je nach Nierenfunktion reguliert werden.
  • Eine Eiweißreduktion kann das Fortschreiten mancher Nierenerkrankungen und damit den Beginn der Dialysetherapie verzögern. Eine eiweißarme Ernährung ist nur sinnvoll solange keine Dialysebehandlung durchgeführt wird.
  • Die Höhe der Eiweißzufuhr wird vom Arzt verordnet und richtet sich nach dem Stadium der Nierenerkrankung. In der Regel wird man mit einer mäßig eiweißarmen Diät = 0,6g/kg/Körpergewicht und Tag auskommen (Normalbedarf > 0,8g/kg/KG/Tag)
  • In der Praxis lautet die Empfehlung so:
  • – vorwiegend vegetarische Ernährung
    – Vermeiden: eiweißreiche, tierische Produkte wie alle Fleischsorten, Geflügel, Eier, Fisch,
    – Milch und Milchprodukte nur in der vom Arzt erlaubten Menge, in der Regel ca. 10-30g am Tag.
  • Mit der eiweißreduzierten Diät wird gleichzeitig auch eine geringere Phosphat- und Fettzufuhr erreicht.
  • Bei Patienten, die eine eiweißarme Kost einhalten, soll in der Regel auch die Phosphatzufuhr reduziert werden. Phosphatzusätze in Getränken und Lebensmitteln werden unter folgenden EWG Nummern kenntlich gemacht:
    E 338, E 339, E 340, E 341, E 450a, E 450b, E 450c, E 540, E 543, E 544.
  • Eine eiweißarme Diät muss ausreichend Energie in Form von Fett und Kohlenhydraten enthalten damit kein körpereigenes Eiweiß abgebaut wird (Muskelschwund). Die Energiezufuhr soll bei 35 kcal/kg/Körpergewicht liegen.
  • Kontrollieren Sie regelmäßig Ihr Körpergewicht.
    Eine Mangelernährung ist schädlich. Eine Gewichtsreduktion ist nur im Ausnahmefall notwendig. Wenn Sie Gewicht abnehmen, besprechen Sie dies mit dem Arzt, der Sie wegen Ihrer Nierenerkrankung betreut.
  • Eine kaliumarme Ernährung wird in der Regel erst im fortgeschrittenen Stadium erforderlich, sprechen Sie dann mit der Diätassistentin über die notwendigen Maßnahmen.
  • Die Trinkmenge wird individuell vom Arzt verordnet.
  • Eine eiweißreduzierte Diät sollten Sie nur nach ärztlicher Anweisung und unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle durchführen.

Liste zur Auswahl der Lebensmittel für eine eiweißarme Ernährung
bei Nierenerkrankungen ohne Dialysebehandlung

Erklärung der Nahrungsmitteliste

  • empfehlenswert: Diese Nahrungsmittel enthalten wenig Eiweiß und dürfen reichlich gegessen werden.
  • nur in kleinen Mengen: Das sind Nahrungsmittel, die Sie in kleinen Mengen essen dürfen, bei den tierischen Produkten, die ja alle viel Eiweiß enthalten, richtet sich die Menge, die Sie essen dürfen, nach der verordneten Eiweißmenge.
  • nicht zu empfehlen: Diese Nahrungsmittel sollten Sie vermeiden, denn sie enthalten viel Phosphat, viel Salz und/oder viel Eiweiß.
Nahrungsmittel empfehlenswert nur in kleinen Mengen nicht zu empfehlen
Gemüse alle Sorten Gemüse
Salate und Pilze
Sojaprodukte
(100 g Tofu = 10 g Eiweiß)
Fertigprodukte
(wenn sie viel Salz enthalten)
Kartoffeln nach Belieben in allen
Zubereitungsarten, z. B. gekocht, gebraten, gebacken oder als Salat
Fertigprodukte mit
Phosphatzusatz
(Kartoffelchips u. ä.)
Obst alle Sorten
ob frisch oder gekocht
Nüsse und Samen
Erdnuß, Kokosnuß, Walnuß, Mandel, Kastanie, Haselnuß, Paranuß,
Cashew-Nuß, Pistazien
Trockenfrüchte
Suppen, Soßen alle Suppen ohne
Fleischeinlage
gebunden oder Klare Brühe
Mayonnaise, Buttersoßen
Suppe mit Fleischeinlage
Eiweiß beachten!
Instantprodukte und Produkte
mit Phosphatzusatz
Gewürze, Kochsalz Knoblauch, Zwiebeln, Essig
alle Kräuter und Gewürze
Meerrettich, Senf
Kochsalz
Tomatenmark, Ketchup
flüssige Würzmittel
Brühwürfel
Streuwürze
Kochsalzersatzmittel und
damit hergestellte Produkte
Getreideprodukte alle Sorten Brot und Gebäck
Reis, Nudeln ohne Ei, Grieß
Cornflakes, Haferflocken
Blätterteig, Strudelteig, Hefeteig
Mehlspeisen, Kuchen und Torten
mit Weinstein-Backpulver gebacken
Müsli ohne Nüsse Backmischungen, Kuchen mit
Backpulver,
Nüsse und Kakao
sehr salziges Gebäck (wie Brezeln und Käsegebäck)
Fette und Öle
Menge abhängig vom Kalorienbedarf
alle Sorten geeignet
Butter, Öl, Margarine, Speck, Sahne mit Wasser verdünnt = Milchersatz, Creme fraiche,
Schmand, saure Sahne
Erdnußbutter oder -mus
Getränke
Trinkmenge wird individuell verordnet
Mineralwasser, Kaffee,
Zitronensaft, Himbeersirup, alle Teesorten, Limonade
Fruchtsaftgetränke
Obst- und Gemüsesäfte
Alkohol wie Wein, Bier, Sekt
nstantgetränke, Getränke
mit Phosphatzusätzen, wie z. B. Colagetränk
Mineraldrinks
Zucker, Süßwaren
(wenn kein Diabetes besteht)
weißer Zucker, Fruchtzucker
Süßstoff, Honig, Marmelade, Eis, Karamellen, Fruchtgummi, Geleefrüchte, Bonbons,
Popcorn, Puffreis
Schokolade, Pralinen
Müsliriegel
Apfelkraut, Birnenkraut
Produkte mit Nüssen oder
Marzipan oder mit Phosphatzusätzen
Nuß-Nougat-Creme
Rübensirup, Lakritz

Relativ eiweißreiche, tierische Nahrungsmittel (vgl. folgende Tabelle) sind nicht vollständig verboten, sollen aber reduziert werden.
Die Menge, die Sie vom tierischen Eiweiß essen dürfen, verordnet Ihr Arzt, sie liegt meistens bei 10 – 30 g am Tag. Die verordnete Eiweißmenge ist ein Durchschnittswert, wenn Sie an einem Tag also mehr tierisches Eiweiß gegessen haben, sollten Sie versuchen, die nächsten Tage unter der angegebenen Menge zu bleiben.

Nahrungsmittel empfehlenswert in begrenzter Menge nicht zu empfehlen
Milch und Milchprodukte Hartkäse (100g = ca. 25 g Eiweiß)
Weichkäse (100 g = ca. 20 g Eiweiß)
Frischkäse (100 g = ca. 12 g Eiweiß)
Milch, Joghurt, Dickmilch
Kefir, Buttermilch, Sojadrink, Kakao
(jeweils 1/8 l = ca. 5 g Eiweiß)
Schmelzkäse, Kochkäse
Kaffeeweißer, Milchpulver
Milchmixgetränke, Kondensmilch
Fleisch, Geflügel alle Sorten (100 g = ca. 20 g Eiweiß) sehr salzige, gepökelte Produkte,
Innereien
Wurst alle Sorten (100 g = ca. 15 g Eiweiß) sehr salzige Produkte
Fisch und Schalentiere alle Sorten (100 g = ca. 20 g Eiweiß) Räucherfisch

Fischkonserven
Sardinen in Öl

Eier 1 ganzes Hühnerei (= 7 g
Eiweiß)
Eipulver

Diese sehr allgemein gehaltenen Empfehlungen müssen individuell mit dem behandelnden Arzt und einer fachkundigen Diätassistentin der individuellen Situation angepasst werden.

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