• Das Nierenbuch

    Der Ratgeber für Nierenkranke von Prof. Mann

Nierenschaden durch hohen Blutdruck
Hypertensive Nephropathie


Wie wird der Blutdruck gemessen?

Was ist Bluthochdruck?

Warum schwankt der Blutdruck?

Warum ist der Blutdruck zu hoch?

Warum soll ein hoher Blutdruck behandelt werden?

Wie soll ein hoher Blutdruck behandelt werden?

Wirkungen und Nebenwirkungen der Hochdruckmedikamente

Wie oft soll der Blutdruck kontrolliert werden?

Wie wird der Blutdruck gemessen?

Der Blutdruck sollte nach mehreren Minuten Ruhe im Sitzen am Oberarm gemessen werden. Man sollte zweimal messen und den niedrigeren Wert aufschreiben. Am besten geeignet sind automatische Geräte.
Geräte, die am Handgelenk gemessen werden, sind oft auch zuverlässig, allerdings nur dann, wenn das Handgelenk in Herzhöhe gehalten wird (am besten auf das Herz legen).
In manchen Arztpraxen und Krankenhäusern gibt es kleine, tragbare Blutdruckmessgeräte, die man mit sich herumtragen kann. Diese sind so groß wie ein tragbarer Kassettenrekorder (Workman) und werden in der Regel für einen Tag angelegt. Diese Geräte messen den Blutdruck am Oberarm automatisch alle 15 bis 30 Minuten und registrieren die Werte, die dann später ausgedruckt werden können. Man nennt dieses Verfahren auch ambulantes Blutdruck-Monitoring; es wird vor allem in schwierigen Fällen eingesetzt oder wenn die übliche Blutdruckmessung keine endgültige Auskunft gibt, ob der Blutdruck zu hoch ist oder nicht. Am besten wird diese Methode, falls machbar, an einem normalen Arbeitstag durchgeführt.
Sehr hilfreich ist es oft, wenn man selbst seinen Blutdruck misst. Die so gemessenen Werte entsprechen im Mittel bei den meisten Personen den Mittelwert im ambulanten Blutdruck-Monitoring.

Deutliche Schwankungen des Blutdrucks sind völlig normal und gesund. Liegen viele Blutdruckwerte vor, was wünschenswert ist, dann muß der Arzt anhand der Werte entscheiden, ob der Blutdruck zu hoch ist oder nicht. Übrigens ist der Blutdruck bei den meisten Personen am Morgen am höchsten, sinkt dann bis zum Nachmittag etwas ab, steigt am späten Nachmittag und Abend wieder an und ist im Schlaf am tiefsten.

Was ist Bluthochdruck?

Ist der Blutdruck in der Regel über 140mmHg für den oberen Wert und/oder über 90 für den unteren Wert (systolischer und diastolischer Wert), dann sprechen wir von Bluthochdruck. Diese Bezeichnung wird von den Ärzten deswegen gewählt, weil beim Überschreiten dieser Grenzen ein Risiko besteht für einen Hirn- oder Herzschlag, sowie für Herz- und Nierenschwäche. Gelingt es, den erhöhten Blutdruck – mit oder ohne Medikamente – auf Werte unter 140 bis unter 90 mmHg zu senken, dann kommt es auch viel seltener zu Hirn- oder Herzschlag.

Ein erhöhter Blutdruck ist keine Krankheit wie z. B. eine Blinddarmentzündung oder Gelenkrheuma. Jene Krankheiten treten in der Regel plötzlich auf und eine Blinddarmentzündung kann schnell geheilt werden. Auch ein Gelenkrheuma kann prinzipiell geheilt werden. Ein Bluthochdruck aber verursacht im allgemeinen keine Beschwerden, ist sogar in aller Regel nicht schuld an Kopfschmerzen und stellt auch typischerweise keine akute Bedrohung für uns dar.
Allerdings sind Herz, Gefäße und Nieren nicht darauf eingerichtet, über Jahrzehnte mit einem hohen Blutdruck zurechtzukommen. Um Herz, Gefäße, Nieren und im übrigen auch das Gehirn vor den Schäden einer jahrzehntelangen Überlastung durch den zu hohen Blutdruck zu schützen, wird dringend eine Behandlung empfohlen.

In Deutschland ist bei etwa 15 Millionen Menschen der Blutdruck zu hoch, also meist über 140 oder über 90. Besonders gefährdet durch den Hochdruck sind Personen mit Diabetes(Zuckerkrankheit), mit Herz- oder Nierenkrankheiten und Raucher.

Warum schwankt der Blutdruck?

Es ist völlig normal, dass der Blutdruck schwankt, selbst wenn man ruhig in einem Sessel sitzt. In diesem Zustand können die Schwankungen durchaus 10 bis 20 mmHg im Durchschnitt betragen. Wenn Sie einen Krimi anschauen oder angestrengt einen Berg hinaufradeln, sich also aufregen oder stark körperlich anstrengen, dann sind Anstiege des Blutdrucks von über 50 mmHg, kurzfristig auch wesentlich mehr, völlig normal.

Wenn der Blutdruck so stark schwankt, wie legt mein Arzt fest, ob er zu hoch ist?
Es kommt darauf an, dass der Blutdruck in der Ruhe in der Regel unter 140 bzw. unter 90 mmHg liegt.

Warum ist der Blutdruck zu hoch?

Bei den meisten Personen mit einem erhöhten Blutdruck finden wir auch mit modernsten Methoden nicht heraus, warum der Blutdruck zu hoch ist. Nur bei etwa 5 von 100 lassen sich Ursachen nachweisen. In diesen wenigen Fällen sind es entweder Nierenerkrankungen, Hormonstörungen oder medikamentöse Einflüsse, die den hohen Blutdruck verursachen. Typische Beispiele sind chronische Nierenentzündungen, die vermehrte Bildung des Hormons Aldosteron, die Antibabypille oder die regelmäßige Einnahme von sehr viel Lakritze.

Wenn keine direkte Ursache des erhöhten Blutdrucks festgestellt werden kann, dann wissen wir doch, dass es ein paar wichtige Einflussfaktoren gibt. Solche Faktoren kann man manchmal, aber nicht immer, beeinflussen . Die Vererbung spielt eine wichtige Rolle und diese kann man natürlich nicht verändern. Umgekehrt sind eine Reihe von Faktoren von großer Bedeutung für die Erhöhung des Blutdrucks und veränderbar! Dazu gehört Übergewicht, Rauchen, geringe körperliche Aktivität und Schlafstörungen (Schlaf-Apnoe-Syndrom).

Der in unserer Gesellschaft übliche Streß spielt wahrscheinlich keine besondere Bedeutung für die Erhöhung des Blutdrucks. Im Einzelfall kann der Streß aber doch von Bedeutung sein. Davon unabhängig findet sich regelmäßig bei der gesamten Bevölkerung, also auch bei normalem Blutdruck, dass der Blutdruck im Urlaub etwas niedriger ist als am Arbeitsplatz.

Warum soll man den erhöhten Blutdruck behandeln?

Untersuchungen an weit über 100.000 Patienten weltweit haben bewiesen, dass eine Senkung des Blutdrucks, insbesondere eine Normalisierung des Blutdrucks auf Werte unter 140 bzw. unter 90 mmHg, folgendes bewirken kann: Eine Lebensverlängerung um mehrere Jahre bzw. bei Behandlungsbeginn im jungen Alter sogar über mehr als 10 Jahre; 50 bis 80% der Hirnschläge können vermieden werden und 30 bis 50% der Herzinfarkte und ebenso viele Fälle von Herz- oder Nierenschwäche. Mit anderen Worten, wenn es gelingt, den Blutdruck mit Medikamenten und/oder mit anderen Maßnahmen zu senken, dann lebt man länger und bleibt fitter. Übrigens gilt dies auch für die geistigen Fähigkeiten, die bei normalem Blutdruck im Alter besser erhalten bleiben.

Wie soll man den Blutdruck behandeln?

Es müssen nicht immer Medikamente sein!
Bei Personen mit deutlichem Übergewicht sinkt der Blutdruck enorm mit Abnahme des Gewichts. Dies gilt nicht für Personen mit normalem Gewicht! Wenn Sie z. B. 170 cm groß sind und 100 kg wiegen, dann können Sie erwarten, dass bei einer Gewichtsabnahme von 10 bis 15 kg Ihr oberer Blutdruckwert um etwa 20 mmHg absinkt.

Dabei spielt auch eine Rolle, welche Nahrungsmittel Sie essen. Bevorzugt eignet sich eine eher vegetarische (fleischarme) Kost, als Eiweißträger eher Fisch als Fleisch und insgesamt wenig Kochsalz. Die Hinweise zur Ernährung sind hier speziell knapp gefasst, denn für genauere Angaben braucht man eine professionelle Diätberatung.

Regelmäßiger Ausdauersport hilft bei der Gewichtsabnahme und senkt von sich aus den Blutdruck. Außerdem hilft er bei der allgemeinen Fitness und trägt damit zum Wohlbefinden bei. Es muß nur gelingen, sich selbst zu aktivieren, was nicht einfach ist!

Es gibt zahlreiche und gut verträgliche Medikamente, die den Blutdruck sicher senken, das Leben deswegen verlängern und Herz-, Nieren- und Gehirnkrankheiten verhindern. Leider sind in den Beipackzetteln dieser Medikamente, die in den Schachteln liegen, extrem viele Nebenwirkungen aufgelistet. Dazu zählen auch Nebenwirkungen, die selbst bei tausendfacher Anwendung über mehrere Jahre fast nie aufgetreten sind und Nebenwirkungen, von denen man gar nicht genau weiss, ob sie überhaupt durch das Medikament verursacht werden können.
Zusätzlich verwirrend ist an diesen Beipackzetteln, dass empfohlen wird, unter bestimmten Bedingungen das Medikament nicht einzunehmen. Dieses betrifft z. B. die Einnahme des Medikamentes bei Kindern oder in der Schwangerschaft. Meistens beruhen diese Empfehlungen nicht darauf, dass z. B. bei Kindern oder bei Schwangeren mit diesem Medikament Probleme aufgetreten sind, sondern weil z. B. Kinder oder Schwangere in den ersten Untersuchungen mit dem Medikament nicht behandelt wurden. Sie sollten sich daher eher auf den Rat Ihres Arztes verlassen bei der Auswahl Ihrer Medikamente und bei Verunsicherungen durch den Beipackzettel ihn ansprechen.

In den ersten Wochen nach Einnahme eines Medikamentes zur Blutdrucksenkung spüren manche Patienten Veränderungen, die durch den niedrigeren Blutdruck bedingt sind. Dazu gehören Schwindel beim schnellen Aufstehen, Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit u. a. Nach ein paar Wochen hat man sich daran gewöhnt.
Sie müssen bedenken, dass die Blutdruckbehandlung eher nicht auf Wochen, sondern auf Jahre ausgelegt ist! Natürlich ist es unangenehm, dass man einem beschwerdefreien Menschen sagt, sein Blutdruck sei zu hoch. Dann gibt man ein Medikament und die Blutdruckwerte sind zwar wunderschön, aber plötzlich sind Beschwerden vorhanden! Hier hilft nur der regelmäßige und vertrauensvolle Kontakt mit einem versierten Arzt.

Die Medikamente zur Blutdrucksenkung stellen oft die Gefäße weit, manche führen zu einer vermehrten Salzausscheidung über die Nieren und wiederum andere verlangsamen den Puls. Manche Blutdrucksenker greifen auch an den Steuerungszentren im Gehirn an. Oft genügt nicht ein Medikament, dann sollte der Arzt ein zweites aussuchen, das gut zu dem ersten Medikament passt. Das Prinzip ist dabei, durch Kombination von zwei oder mehreren Medikamenten die Wirkung auf den Blutdruck zu verstärken und die Nebenwirkungen zu vermindern. Man kann die Medikamente so aussuchen, dass sie ihre Nebenwirkungen gegenseitig aufheben können.
Die Liste der seltenen, aber möglichen Nebenwirkungen von Bluthochdruckmedikamenten ist lang und wird hier nicht aufgeführt.
Auf jeden Fall sollte der Arzt nach Beginn einer Hochdruckbehandlung die Laborwerte noch mal prüfen. Dabei gehe ich davon aus, dass schon vor Beginn der Behandlung Nierenwerte, Blutzucker, Blutfette und Blutsalze überprüft wurden, genauso wie das Ekg und ein Ultraschall der Nieren, oft auch des Herzens.

Wie oft soll man was kontrollieren?

Folgende Merksätze sind aus meiner Sicht von Bedeutung:

1. Man muß nicht Weltmeister im Blutdruckmessen werden!
2. Man muß unbedingt vermeiden auf jeden einzelnen Blutdruckwert mit einer Veränderung
der Medikamente zu reagieren.
3. Ist der Blutdruck einmal eingestellt, genügt m. E. eine Messung des Blutdrucks an einem
Tag in der Woche und an diesem Tag dann zwei- bis dreimal. Bei schwerem Bluthoch-
druck und bei zusätzlichen Erkrankungen, wie Blutzuckerkrankheit oder Nierenschwäche
gelten natürlich andere Ratschläge.

Ist der Blutdruck eingestellt, dann genügt eine Kontrolle bei Ihrem Arzt etwa zweimal pro Jahr inkl. Kontrolle der Laborwerte. Das Ekg kann man alle zwei bis vier Jahre kontrollieren und ebenso häufig, falls notwendig, den Ultraschall vom Herzen und von den Nieren.

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